Die Stiftskirche beherrscht die Umgebung ihres Standortes und strahlt eine außerordentlich erhabene Wirkung aus. Das für die Errichtung des vergleichsweise bescheidenen Willkommenszentrums zugewiesene Areal befindet sich auf den Grundmauern des ehemaligen Vorwerks der Klosteranlage. Der Vorschlag zur Gestaltung des Willkommenszentrums reagiert auf diesen Ort und die funktionalen Anforderungen mit der figürlichen Kompaktheit eines liegenden Quaders, dessen Ausrichtung auf das Kirchplateau, zum Kirchenschiff respektvoll parallel etwas nach Norden versetzt, einem angemessenen Fingerzeig dient. Das Willkommenszentrum steht auf einem befestigten Platzteppich, der von zwei hohen und breiten Heckenmauern gerahmt wird, die ehemalige Bebauung an dieser Stelle aufgreifend. Form und Größe bewirken die Verzahnung mit dem Umfeld, sorgen aber auch für eine sympathische Art der Brechung wechselseitiger Sichtbezüge. Das Gebäude bietet zwei Zugänge: Einen ersten von der „Stadt“, einen zweiten vom „Garten“ an der Südseite, unmittelbar an die Wegeachse zur Stiftskirche gebunden. Eine Ausrundung der Wandleibung des Willkommenszentrums an dieser Stelle leitet den Besucher aus dem Foyer zur Stiftskirche. Die Besucher erreichen durch die beiden Eingänge ebenerdig das geräumige Foyer. Dieses findet seine räumlich großzügig öffnende Fortsetzung in einer einladend breiten, lichtdurchfluteten Treppe, die zur eigentlichen Ausstellungsebene hinauf führt. Die Besucher bewegen sich nun auf der Ebene des Kirchplatzes. Sie genießen den Blick durch die große Panoramaöffnung auf die gerahmte Stiftskirche. Der Ausstellungsraum ermöglicht es, unter größtmöglicher Gestaltungsfreiheit für die Ausstellungskonzeption, das heilige Grab und weitere Ausstellungselemente didaktischgestalterisch anspruchsvoll zu präsentieren. Das Willkommenszentrum soll keinen temporären Sommerbau vermitteln. Mit seiner auf historische Werte hinweisenden körperlichen Prägung, mit der Gestaltung der Verhältnismäßigkeiten der äußeren und inneren Räume bei einfacher Raumfolge und schlichter Bauweise, streben die Verfasser unter modern interpretierter Verwendung einer steinernen Hülle mit Materialbezug zur Stiftskirche eine Anmutung an, die einstimmt auf das, was die Stiftskirche selbst unvergleichlich zu vermitteln vermag.
Ort
Gernrode
Fertigstellung
2011
Bauherr
Stadt Quedlinburg
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